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Forschungsteam des SUSADICA-Doktorandenprogramms testet Datenerfassungsinstrumente in Zentralasien

Im Sommer 2019 besuchten Forschende im Rahmen des SUSADICA-Doktorandenprogramms exemplarische Feldstandorte in Zentralasien, um Einblicke in die Komplexität der Entscheidungen der Landwirte über Produktion und Ressourcenmanagement zu gewinnen.

Jedes Jahr verbringen Doktorandinnen und Doktoranden des strukturierten Doktorandenprogramms zur nachhaltigen landwirtschaftlichen Entwicklung in Zentralasien (SUSADICA) sechs Monate am TIIAME (Tashkent Institute of Irrigation and Agricultural Mechanization Engineers) und in Partnerorganisationen in Zentralasien, um zum akademischen Leben beizutragen, Modulkurse zu belegen und ihre empirische Arbeit an ausgewählten Feldstationen zu organisieren. Im Juli und August 2019 besuchten die IAMO-Forscher Suray Charyyeva, Zafar Kurbanov, Abdusame Tadjiev, Dr. Golib Sanaev und Dr. Nodir Djanibekov verschiedene exemplarische Standorte in bewässerten Gebieten Kasachstans und Usbekistans, um in Interviews und Gruppengesprächen mit Landwirtinnen und Landwirten verschiedene experimentelle und qualitative Datenerfassungsinstrumente zu testen und anzupassen. Die Feldbesuche wurden durch das TIIAME institutionell unterstützt.

Die Diskussionen vor Ort lieferten erste Einblicke in Themen wie z.B. landwirtschaftliche und nichtlandwirtschaftliche Beschäftigungsmöglichkeiten, Strategien zur Einkommensdiversifizierung sowie die Entscheidungen der Landwirte zur Einführung neuer Technologien wie Tröpfchenbewässerung, schonende Landwirtschaft und Baumwollerntemaschinen. Die Gespräche in Südkasachstan zeigten, dass Baumwollbauern viele zusätzliche außerbetriebliche Tätigkeiten verrichten, wie das Betreiben von Geschäften, Restaurants, Hotels und Kindergärten. Die kasachischen Landwirte berichteten von Initiativen zur Diversifizierung der Anbaukulturen in bewässerten Gebieten, durch die ihre Exporte hochwertiger Getreide in benachbarte Märkte zugenommen haben. Allerdings wurde der Arbeitskräftemangel in diesen Bereichen als eines der Haupthindernisse für eine erfolgreiche Diversifizierung und Ausweitung der landwirtschaftlichen Produktion genannt.

Im Vergleich zu Kasachstan wurden die staatlichen Interventionen in die Entscheidungen von Baumwoll- und Weizenbauern in Usbekistan als Haupthindernis für die Weiterentwicklung von Produktions- und Einkommensquellen bezeichnet. Die Zuweisung beträchtlicher landwirtschaftlicher Flächen für Baumwolle und Weizen im Rahmen des staatlichen Beschaffungssystems (Vergleich auch IAMO Policy Brief Nr. 36) begrenzt die breitere Nutzung bodenverbessernder Fruchtfolgen. Zusätzlich zu den finanziellen Engpässen der Landwirtinnen und -wirte verhindert der ungesicherte Landbesitz Investitionen in Land und neue Technologien. Unter den Befragten wurden die freie Auswahl der angebauten Pflanzen sowie gesicherter Landbesitz als entscheidende Voraussetzungen für das Fortbestehen der landwirtschaftlichen Betriebe genannt. Den Interviews zufolge stiegen Einkommen und Beschäftigung im ländlichen Raum in solchen Regionen, in denen die landwirtschaftliche Produktion sich von der Baumwolle weg hin zu anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen entwickelt hatte.

Eine weitere auseinandergehende Beobachtung zwischen den beiden Standorten Usbekistan und Kasachstan betrifft den Grad der Mechanisierung der Baumwollernte. Die befragten kasachischen Bauern und Bäuerinnen vertraten die Ansicht, dass Baumwollerntemaschinen für einen erfolgreichen Baumwollanbau unerlässlich seien. Tatsächlich besitzen Landwirte und ländliche Unternehmer in Südkasachstan einen erheblichen Anteil an Erntemaschinen, die sie als erfolgreiches Geschäftsmodell auch an andere Baumwollbauern vermieten. In Anbetracht des Mangels an Landarbeitskräften während der Erntezeit waren kasachische Landwirte an der Anschaffung zusätzlicher Baumwollerntemaschinen interessiert. Die Gespräche in Usbekistan zeigten ein anderes Bild. Die Mehrheit der Bauern war nicht bereit, private Baumwollvollerntemaschinen zu besitzen. In Usbekistan, wo nur ein kleiner Teil der Baumwollernte mechanisiert abläuft, bieten staatliche und halbstaatliche „machine tractor parks“ (MTP) kombinierte Dienstleistungen für Landwirte an. Im Unterschied zu den kasachischen Baumwollbauern brachten die usbekischen Baumwollbauern auch ihre Besorgnis über die schlechte Qualität der von MTP-eigenen Erntemaschinen gepflückten Baumwolle zum Ausdruck.

Die vorläufigen Beobachtungen aus den Feldexkursionen sollen nun mit verschiedenen Methoden detailliert weiter untersucht werden. Die unterschiedlichen Reaktionen der Landwirte legen eine vergleichende Untersuchung der sozialen, wirtschaftlichen, verhaltensbedingten und institutionellen Determinanten ihrer Entscheidungen über Ressourcenmanagement, Technologieeinsatz, Produktion und Einkommensdiversifizierung nahe. Nach neuen Erkenntnissen und dem Feedback der Landwirte werden die Doktorandinnen und Doktoranden gemeinsam mit ihren Betreuern in Deutschland an der Fertigstellung der Datenerfassungsinstrumente arbeiten, bevor die Feldforschung 2020 beginnt.

SUSADICA Promotionsprogramm

Die landwirtschaftliche Entwicklung in Zentralasien erfordert einen systemischen Ansatz, der die verschiedenen Auswirkungen der Nutzung landwirtschaftlicher Ressourcen auf die wirtschaftliche, soziale und ökologische Nachhaltigkeit berücksichtigt. Um ein akademisches Umfeld zu schaffen, das Spitzenforschung mit internationaler Graduiertenausbildung verbindet, kooperiert das IAMO mit der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg bei der Etablierung eines strukturierten Doktorandenprogramms zur nachhaltigen landwirtschaftlichen Entwicklung in Zentralasien (SUSADICA). Das Konsortium deutscher Partnerorganisationen zielt darauf ab, eine herausfordernde und kollaborative Doktoranden-Forschungsumgebung zu schaffen, die gemeinsam mit dem Tashkent Institute of Irrigation and Agricultural Mechanization Engineers (TIIAME) und internationalen Partnern verwaltet wird. Das Programm soll als Modell für höhere Standards in der Doktorandenausbildung, internationale Vernetzung und akademische Leistungen für andere landwirtschaftliche Universitäten in ganz Zentralasien dienen.

Das SUSADICA-Promotionsprogramm wird von der VolkswagenStiftung im Rahmen der Förderinitiative "Between Europe and the Orient - A Focus on Research and Higher Education in/on Central Asia and the Caucasus" gefördert und von den Landwirtschaftsministerien und der innovativen Entwicklung Usbekistans unterstützt.

Neuigkeiten über laufende Aktivitäten des SUSADICA-Doktorandenprogramms können auch auf der Facebook-Seite verfolgt werden.


Kontakt

Dr. Nodir Djanibekov

Dr. Nodir Djanibekov

Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Zimmer: 119

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