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| PM 08/2018

Was landwirtschaftliche Führungskräfte über die Beschäftigung von ausländischen Fachkräften wissen sollten

Hallenser Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler veröffentlichen Lehrbuch zum landwirtschaftlichen Personalmanagement im Kontext internationaler Zuwanderung

Der demografische Wandel in den ländlichen Räumen Deutschlands bereitet Agrarunternehmen zunehmend Probleme, ihre Versorgung mit Nachwuchs- und Fachkräften zu sichern. Immer mehr Betriebsleiter nehmen daher die Integration von ausländischen Fachkräften als möglichen Ausweg in den Blick. Ein neues Lehrbuch bietet das nötige Hintergrundwissen für diese komplexe Entscheidungssituation. Die Kapitel erläutern die aktuellen Rahmenbedingungen des deutschen Arbeitsmarktes unter besonderer Berücksichtigung der Zuwanderung, vermitteln theoretische Grundlagen und praktische Anwendungsgebiete des Personal- und Kompetenzmanagements in der Landwirtschaft und untersuchen beispielhaft die Potenziale ausländischer Arbeitskräfte anhand der beiden Herkunftsländer Bulgarien und Russland. Das Lehrbuch wendet sich besonders an Dozentinnen und Dozenten an Fach- und Hochschulen sowie Weiterbildungseinrichtungen für Führungskräfte.

Der vorliegende Lehrtext verfolgt das Ziel, den Ertrag eines Forschungsprojektes zum Thema "Kompetenzmanagement zum Aufbau ausländischer Arbeitskräfte zu Fachkräften in der Landwirtschaft (Alfa-Agrar)" für aktuelle und künftige Führungskräfte in der Landwirtschaft aufzubereiten. Von 2013 bis 2018 arbeiteten das Zentrum für Sozialforschung Halle e.V. an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (ZSH), das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) sowie das Agrarunternehmen Barnstädt e.G. gemeinsam zu diesem Thema. Das Verbundprojekt führte die praktischen Belange und Erfahrungen eines Agrarunternehmens mit soziologischer und agrarökonomischer Expertise zusammen. Die Finanzierung stellte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Förderrichtlinie "Betriebliches Kompetenzmanagement im demografischen Wandel" zur Verfügung.

"Der Wissensbedarf für personalwirtschaftliche Entscheidungen im Kontext der Zuwanderung ist enorm, aber es steht kaum strukturiertes Lehrmaterial zur Verfügung", erläuterte der Mitherausgeber Prof. Dr. Martin Petrick vom IAMO bei der Vorstellung des Lehrbuches. "Der neue Lehrtext stellt aktuelle Forschungsergebnisse zu diesem wichtigen Thema in aufbereiteter Form zur Verfügung.

"Die fünf Kapitel sind einheitlich aufgebaut. Die Autorinnen und Autoren arbeiten den Lehrstoff didaktisch auf und belegen ihn durch Literaturquellen. Wichtige Begriffe sind fett dargestellt und den einzelnen Unterkapiteln sind grau unterlegte Zusammenfassungen beigefügt. Anwendungsfälle, Fallstudien und empirische Ergebnisse werden in Boxen hervorgehoben. Am Ende eines jeden Kapitels geben die Autoren spezifische Leseempfehlungen. Jedes Kapitel schließt mit Wiederholungsfragen ab.

Kapitel 1 von Christa Gotter, Bettina Wiener und Susanne Winge bietet einen Überblick über die landwirtschaftliche Beschäftigung in Deutschland. Ausgangspunkt sind die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen, die einen Strukturwandel in den Betrieben, im Einsatz der Technik und in den Erwartungen an Beschäftigte nach sich ziehen. Diese Entwicklungen werden vergleichend für die neuen und alten Bundesländer dargestellt, wobei ein Fokus auf den Unterschieden zwischen Familienarbeitskräften und ständig sozialversicherungspflichtig Beschäftigen liegt. Anschließend diskutieren die Autorinnen die aktuellen Herausforderungen an die Fachkräftesicherung in der Landwirtschaft. Einen besonderen Platz erhält die duale Ausbildung. Weitere Möglichkeiten der Deckung des Arbeitskräftebedarfes durch ausländische Arbeitskräfte und Quereinsteiger runden das Kapitel ab.

Kapitel 2 von Wolfgang Bokelmann und Martin Petrick stellt theoretische Bausteine des Personalmanagements vor. Das Kapitel vermittelt theoretische Grundlagen zu Ansätzen der Neuen Institutionenökonomik, Motivationstheorien und der Beschreibung von Gruppenprozessen und berichtet anschaulich, auch anhand von Dialogbeispielen und konkreten Hinweisen für Regeln im Umgang mit Mitarbeitern, wie personalwirtschaftliche Aufgaben umgesetzt werden können. Nachfolgend werden einzelne Aufgabenfelder wie Arbeitsgestaltung, Personalbereitstellung des Personalmanagements und Lohngestaltung vorgestellt und mit praktischen Hinweisen untersetzt. Im

Kapitel 3 von Christa Gotter, Thomas Ketzmerick und Sabrina Reis geht es um die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte nach Deutschland. Begriffe wie "Migration, Ausländer, Deutsche" oder "Menschen mit Migrationshintergrund" werden unterschieden und erläutert. Migration wird außerdem als sozialer Prozess beschrieben. Der nachfolgende Abschnitt gibt einen historischen Abriss zur Einwanderungsgeschichte in Deutschland bis 1990, darauf aufbauend erläutern die Autoren die soziographische Zusammensetzung der ausländischen Wohnbevölkerung in Deutschland seit 1990 und untersuchen die Beschäftigung von Ausländern in Deutschland.

Kapitel 4 von Vasyl Kvartiuk und Diana Traikova erläutert die Möglichkeiten der Zuwanderung von landwirtschaftlichen Fachkräften anhand der osteuropäischen Herkunftsländer Bulgarien und Russland. Es berichtet über die Migrationssituation in diesen Ländern und beschreibt die Fähigkeiten und Kenntnisse der osteuropäischen Migranten und die Formen der Ausbildung. Das Kapitel charakterisiert abschließend die Zielgruppe potentieller Zuwanderung aus diesen Ländern und arbeitet die Herausforderungen einer erfolgreichen Anwerbung heraus.

Das abschließende Kapitel 5 von Susanne Winge, Bettina Wiener und Ralf Hägele führt ein in das integrationssensible Kompetenzmanagement in Agrarbetrieben. Anhand eines konkreten Agrarunternehmens, das ausländische Arbeitskräfte eingestellt und sich somit den besonderen Herausforderungen der Einbindung des neuen Personals in die bestehende Belegschaft gestellt hat, heben die Autoren die spezifischen Anforderungen an Instrumente in der Personalarbeit kleiner Unternehmen hervor. Entlang des Betriebsbeispiels vermittelt das Kapitel Wissen über die Voraussetzungen des Kompetenzmanagements und erläutert die Unternehmenskultur als einen wichtigen Bestandteil. Das Kapitel schließt mit praktischen Erfahrungen aus dem Beispielbetrieb.

Bibliografische Angaben: Petrick, Martin; Wiener, Bettina (Hg.) (2018): Landwirtschaftliches Personalmanagement im Kontext internationaler Zuwanderung nach Deutschland. Ein Lehrmodul für Führungskräfte. Halle (Saale): Universitätsverlag Halle-Wittenberg. ISBN 978-3-86977-168-7. Der Volltext ist auf https://uvhw.de/miscellaneen/product/181001_00_168-7.html frei verfügbar.

Über das IAMO

Das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) widmet sich der Analyse von wirtschaftlichen, sozialen und politischen Veränderungsprozessen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie in den ländlichen Räumen. Sein Untersuchungsgebiet erstreckt sich von der sich erweiternden EU über die Transformationsregionen Mittel-, Ost- und Südosteuropas bis nach Zentral- und Ostasien. Das IAMO leistet dabei einen Beitrag zum besseren Verständnis des institutionellen, strukturellen und technologischen Wandels. Darüber hinaus untersucht es die daraus resultierenden Auswirkungen auf den Agrar- und Ernährungssektor sowie die Lebensumstände der ländlichen Bevölkerung. Für deren Bewältigung werden Strategien und Optionen für Unternehmen, Agrarmärkte und Politik abgeleitet und analysiert. Seit seiner Gründung im Jahr 1994 gehört das IAMO als außeruniversitäre Forschungseinrichtung der Leibniz-Gemeinschaft an.

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Sina Lehmann

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Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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Prof. Dr. Martin Petrick

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