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| PM 05/2022

Kein Patentrezept für eine resilientere ländliche Entwicklung verfügbar

Das vom 22.-24. Juni in Halle (Saale) durchgeführte IAMO Forum 2022 ist mit 154 Teilnehmerinnen und Teilnehmern erfolgreich zu Ende gegangen. Im Fokus der Tagung standen die Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie des Ukraine-Krieges auf die ländliche Entwicklung in Transformationsregionen wie Südosteuropa oder Zentral- und Südostasien. Diskutiert wurden vor allem Strategien, mit denen Agrarsysteme künftig besser auf Krisen reagieren können.

Obwohl die Agrarproduktion und der Handel mit Agrarprodukten durch die Corona-Pandemie nur kaum beeinträchtigt wurde, zeigen sich zunehmend die negativen Folgen für ländliche Regionen. Steigende Nahrungsmittelpreise und fehlende Arbeitsmöglichkeiten für zurückkehrende Migranten sind nur zwei Beispiele. Auf dem diesjährigen IAMO Forum „Enhancing resilience in a postpandemic era: challenges and opportunities for rural development“ diskutierten insgesamt 154 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 24 Nationen in 22 Sitzungen über die Folgen der Pandemie für ländliche Räume sowie Lösungsstrategien für eine bessere Widerstandsfähigkeit von Agrarsystemen in zukünftigen Krisen.

Der Rückblick auf die Pandemie zeige, so William Seitz von der Weltbank, dass ländliche Gebiete stark von Unterbrechungen in der Lebensmittelversorgungskette, einer veränderten Marktnachfrage und steigenden Transaktionskosten betroffen waren. Basierend auf Umfragen in vier zentralasiatischen Ländern berichtete er, dass vor allem Menschen im informellen Sektor während der Pandemie ihre Arbeit verloren haben. Dies betraf vor allem die ärmsten Haushalte. Die wirtschaftliche Erholung hat den Verlust nur teilweise ausgeglichen.

Der OECD-Analyst Stephan Hubertus Gay betonte das Überlappen verschiedener Krisen: Die Coronaviruspandemie, der Ukraine-Krieg, der fortschreitende Klimawandel und die Afrikanische Schweinepest, die in vielen Ländern die Tierproduktion bedroht. Auch er verwies darauf, dass vor allem die Ärmsten unter den stark steigenden Lebensmittelpreisen leiden. Für die zukünftige Sicherung der Nahrungsmittelsicherheit sei daher ein Einkommenswachstum in dieser Gruppe besonders entscheidend.

In einem Rückblick auf die Finanzkrise 2008/2009 verwies die Istanbuler Forscherin Fatma Nil Döner (Istanbul Medeniyet University) auf die weggebrochenen Einnahmen aus dem Tourismus in der Mittelmeerregion damals und während der Lockdowns. Sie betonte den „Lerneffekt“ ländlicher Haushalte, die oftmals auf den Eigenanbau von Nahrungsmitteln gesetzt haben und damit Einkommenseinbußen ausgleichen konnten.

Um zukunftsfähige, resiliente und nachhaltige Agrarsysteme zu schaffen, braucht es jedoch nicht nur Landwirtinnen und Landwirte, konstatiert Miranda Meuwissen von der Universität Wageningen, Niederlande. Ihrer Ansicht nach sei ein Wandel des gesamten Ernährungssystems nötig. Dieser müsse alle Akteure inklusive Handel, Verarbeitung, Verwaltung und Verbrauch integrieren. Neue Technologien, eine Diversifikation der Einkommensmöglichkeiten in ländlichen Räumen sowie eine bessere Balance zwischen wirtschaftlichen und ökologischen Zielen bieten Potential für standortangepasste Entwicklungsstrategien.

In der Podiumsdiskussion stellten Vertreterinnen und Vertreter von internationalen Organisationen ihre Strategien in Reaktion auf die Krisen vor. Wichtig seien neben Digitalisierungsmaßnahmen vor allem „bottom-up“ Ansätze im Gegensatz zu klassischen „top-down“ Maßnahmen, in denen die Akteure im ländlichen Raum stärker partizipieren können.

Das IAMO Forum 2022 wurde von der Abteilung Rahmenbedingungen des Agrarsektors und Politikanalyse des IAMO gemeinsam mit dem International Food Policy Research Institute (IFPRI), USA, organisiert. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie die Rentenbank haben die Tagung finanziell unterstützt.

Über das IAMO

Das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) widmet sich der Analyse von wirtschaftlichen, sozialen und politischen Veränderungsprozessen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie in den ländlichen Räumen. Sein Untersuchungsgebiet erstreckt sich von der sich erweiternden EU über die Transformationsregionen Mittel-, Ost- und Südosteuropas bis nach Zentral- und Ostasien. Das IAMO leistet dabei einen Beitrag zum besseren Verständnis des institutionellen, strukturellen und technologischen Wandels. Darüber hinaus untersucht es die daraus resultierenden Auswirkungen auf den Agrar- und Ernährungssektor sowie die Lebensumstände der ländlichen Bevölkerung. Für deren Bewältigung werden Strategien und Optionen für Unternehmen, Agrarmärkte und Politik abgeleitet und analysiert. Seit seiner Gründung im Jahr 1994 gehört das IAMO als außeruniversitäre Forschungseinrichtung der Leibniz-Gemeinschaft an.

Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO)
Theodor-Lieser-Straße 2
06120 Halle (Saale)
www.iamo.de
IAMO auf Facebook: www.facebook.com/iamoLeibniz
IAMO twittert unter: https://twitter.com/iamoLeibniz


Kontakt

Sina Lehmann

Sina Lehmann

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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Prof. Dr. Thomas Herzfeld

Prof. Dr. Thomas Herzfeld

Direktor des IAMO
Leiter der Abteilung Agrarpolitik
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