Im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Pilotprojektes zur Internationalisierung ukrainischer Forschungsstrukturen im Kontext der Globalisierung der ukrainischen Ernährungswirtschaft (UaFoodTrade) wurde ein neues Forschungszentrum gegründet. Das an der Kyiv School of Economics (KSE) in der Ukraine angesiedelte Forschungszentrum für Ernährung und Landnutzung wird sich künftig der Erforschung und Bewertung sozio-ökonomischer Entwicklungen in der ukrainischen Agrarwirtschaft widmen. Das IAMO ist Mitbegründer des Zentrums, Prof. Thomas Glauben und Dr. Oleksandr Perekhozhuk sind als assoziierte Mitglieder dort vertreten.
Der Grundstein für das Forschungszentrum wurde bereits mit der Einrichtung eines Deutsch-Ukrainischen Projektbüros an der KSE im Jahr 2017 gelegt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der KSE und des IAMO hatten zum Projektstart von UaFoodTrade eine gemeinsame Forschergruppe etabliert. Eines der Projektziele war die Einrichtung eines agrarökonomisch orientierten Forschungszentrums. Mit der Gründung dieses Zentrums sind nun herausfordernde und verantwortungsvolle Aufgaben verbunden. So wird das Zentrum Wirtschaftsanalysen auf internationalem Niveau mit Breitenwirkung in die ukrainische Forschungs- und Universitätslandschaft erstellen. Durch die Bereitstellung datengestützter Informationen sollen Akteure in Wirtschaft und Politik Entscheidungsgrundlagen erhalten. Mittels fundierter Untersuchungen der Nahrungsmittelmärkte und der Wertschöpfungsketten werden Fragen der Lebensmittelsicherheit und der nachhaltigen Landnutzung beantwortet. Überdies sollen Analysen dazu beitragen, agrar- und bodenpolitische Maßnahmen zu bewerten und einzuordnen.
Der Ukraine wird aufgrund ihrer Lage in der Schnittstelle zwischen Europa und Asien hohe geopolitische Bedeutung zugemessen. Auch drei Jahrzehnte nach Auflösung der Sowjetunion ist das Entwicklungsgefälle der Ukraine gegenüber Westeuropa unvermindert groß. Die Coronakrise und die damit verbundenen Präventionsmaßnahmen weltweit haben einmal mehr die Schwachstellen der ukrainischen Volkswirtschaft aufgedeckt. Obgleich ebenfalls krisengeschüttelt im Verlauf der vergangenen Dekaden, ist die ukrainische Landwirtschaft mit ihren hohen Exportüberschüssen bei pflanzlichen Agrarrohstoffen ein „Lichtblick“ der ukrainischen Wirtschaft. Doch ein aufholendes Wachstum, das für eine nachhaltige Modernisierung der ukrainischen Volkswirtschaft zwingend notwendig ist, lässt sich nicht ausschließlich über agrarische Rohstoffexporte erreichen. Die ukrainische Ökonomie muss gleichzeitig auf die Ernährungswirtschaft setzen, den erfolgreichsten Aktivposten der ukrainischen Volkswirtschaft. Die Bundesregierung unterstützt die politische und wirtschaftliche Stabilisierung der Ukraine mit einem Aktionsplan, an dem Ressorts, Durchführungs- und Partnerorganisationen, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft beteiligt sind.
IAMO-Direktor Prof. Thomas Glauben: „Das Forschungszentrum ist ein weiterer Baustein in der Internationalisierung der ukrainischen Forschungs- und Bildungslandschaft im Bereich der Agrar- und Ernährungsökonomik. Es bietet sehr gute Anschlussmöglichkeiten gemeinsamer Vorhaben des IAMO und der KSE sowie weiterer ukrainischer Forschungseinrichtungen und Universitäten“.