In zahlreichen Vorträgen und Diskussionsrunden wurde die Notwendigkeit von Diversität der Blickwinkel, Einsatz innovativer Technologien und einer gerechten Landverteilung zur Erreichung einer nachhaltigen Zukunft betont.
Landkonflikte und Ungleichheit
Wendy Wolford (College of Agriculture and Life Sciences, Cornell University, USA) hob hervor, dass Landnutzung tief in politischen und sozialen Kontexten verwurzelt ist. Historische Ungleichheiten und aktuelle Landkonzentrationen verschärfen Wohlstandsdisparitäten und beeinträchtigen langfristige Chancen. Eine integrative Forschung, die sowohl quantitative als auch qualitative Ansätze kombiniert, ist notwendig, um diese komplexen Dynamiken besser zu verstehen und gerechte Lösungen zu finden. Klaus Deininger (Lead Economist, World Bank, USA) betonte die entscheidende Rolle digitaler Infrastrukturen für eine gerechte und widerstandsfähige landwirtschaftliche Entwicklung. Durch die Dokumentation von Rechten und die Nutzung von Verwaltungs- und Satellitendaten können in Verbindung mit innovativen Forschungsansätzen maßgeschneiderte politische und administrative Lösungen entwickelt werden. Ebenso ermöglichen die Verbindung von Satellitendaten mit künstlicher Intelligenz sehr zeitnah Folgen von Konflikten, wie dem russischen Krieg gegen die Ukraine, auf Landwirtschaft und Umwelt abzuschätzen.
Transformation der Ernährungssysteme
Hermann Lotze-Campen vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) betonte wie wichtig es sei, Ernährungssysteme zu transformieren, um sowohl ökologische als auch gesundheitliche Vorteile zu erzielen. Trotz beeindruckender Produktivitätssteigerungen und einer Reduzierung der Unterernährung von über 35% in den 1960er Jahren auf etwa 10% heute, gibt es erhebliche versteckte Kosten von über 10 Billionen USD pro Jahr. Maßnahmen sind die Förderung gesunder Ernährungsweisen, die Umstellung auf pflanzenbasierte Diäten, die Neuausrichtung staatlicher Unterstützung, Investitionen in neue Technologien sowie die Sicherstellung der sozialen Gerechtigkeit dieser Transformation.
Diversifizierte Landwirtschaft
Die Expertinnen Laura Vang Rasmussen (University of Copenhagen) und Katharina Waha (Zentrum für Klimaresilienz an der Universität Augsburg) zeigten die ökologischen und sozialen Vorteile diversifizierter landwirtschaftlicher Praktiken auf. Diese Praktiken verbessern oft sowohl die Biodiversität als auch die Ernährungssicherheit, erfordern jedoch die Überwindung von Barrieren wie Wissensdefiziten und Finanzierungsproblemen.
Digitale Technologien und Innovationen
Maryna Kovalova (SmartFarming Group, Ukraine) und Laurens Klerkx (University of Talca, Chile und Wageningen University, Niederlande) betonten die Bedeutung digitaler Technologien und missionsorientierter Innovationssysteme (MAIS) für die nachhaltige Landnutzung. Insbesondere in konfliktbelasteten Regionen wie der Ukraine tragen diese Technologien zur Effizienz und Transparenz bei.
Rolle der Bodenmärkte
In der Podiumsdiskussion über Landmärkte und Institutionen, moderiert von Martin Odening (Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin), diskutierten Silke Hüttel (Georg-August-Universität Göttingen), Alex Lissitsa (IMC, Ukraine), Andrii Martyn (National University of Life and Environmental Sciences of Ukraine), Emmanuelle Mikosz (European Landowners‘ Organization, Belgien) und Johan Swinnen (International Food Policy Research Institute, USA), wie Landmärkte und Institutionen zur Nachhaltigkeit beitragen können. Wichtige Themen waren die Anerkennung der Spezifik und Heterogenität der Landmärkte sowie die Berücksichtigung politischer Interessen, die die Umsetzung von Landreformen beeinflussen. Eine wesentliche Rolle wurde Investitionen und neuen Technologien für die Förderung klimaintelligenter Agrarsysteme zugewiesen. Zudem betonte das Podium die Herausforderungen durch Marktversagen und die Notwendigkeit kreativer Lösungsansätze, um Markttransparenz und Effizienz zu verbessern.
Das IAMO Forum 2024 verdeutlichte, dass Land eine zentrale Rolle für eine nachhaltige Zukunft spielt und damit wichtige Impulse für zukünftige Forschung und Politikgestaltung liefert. Die Konferenz fokussierte auf die Notwendigkeit, Ernährungssysteme zu transformieren, Landkonflikte zu lösen, innovative landwirtschaftliche Praktiken zu fördern und digitale Technologien zu integrieren. Diese Themen unterstreichen die großen Herausforderungen, bieten jedoch auch beträchtliche Chancen für positive Veränderungen. Die Diversifizierung, der Einsatz innovativer Technologien und gerechte Landverteilung sind entscheidend für die künftige globale Ernährungssicherheit. Dabei spielen institutionelle Unterstützung und politische Willenskraft eine unerlässliche Rolle, um diese Veränderungen erfolgreich und gerecht umzusetzen.
Das IAMO Forum ist eine jährliche Konferenz, die vom Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) in Halle (Saale) organisiert wird. Die Veranstaltung bringt Wissenschaft, Praxis und Politik zusammen, um aktuelle Themen der Agrarentwicklung und -politik zu diskutieren. Die Konferenz im Jahr 2024 wurde gemeinsam vom IAMO, dem Ukrainian Agribusiness Club (UCAB) und dem International Food Policy Research Institute (IFPRI) durchgeführt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die Rentenbank, das Land Sachsen-Anhalt sowie die Stadt Halle haben die Tagung finanziell unterstützt.