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| PM 09/2016

Experten betonen Notwendigkeit gezielter Agrarexportförderung

Die Förderung und Diversifizierung landwirtschaftlicher Exporte ist eine der wichtigsten Prioritäten für den Agrarsektor in Osteuropa und Zentralasien. Eine Bestandsaufnahme und der Austausch von Erfahrungen sind nötig, da die Länder dieser Regionen noch im Aufbau von Institutionen und der Umsetzung von Programmen stecken, die die Herausforderungen bei der Diversifizierung von Exporten bewältigen sollen.

Expertinnen und Experten aus Lateinamerika, Europa und Zentralasien trafen sich am 24. und 25. Mai am Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) in Halle (Saale), um Erfahrungen und Lehren aus der Umsetzung der verschiedenen Exportförderungsprogramme auszutauschen. Länderfallstudien zu den Politiken und Programmen u. a. aus Brasilien, Chile, Estland und Polen, die mit Unterstützung von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) erstellt wurden, dienten als Grundlage für die Beratungen.

Während des zweitägigen Expert Round Table "Best Practices in der Exportförderung: Erfahrungen aus Lateinamerika, Europa und Zentralasien", der gemeinsam von der FAO und dem IAMO ausgerichtet wurde, diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bewährte Verfahren, die als Vorbild für die Entwicklung und den Ausbau von Maßnahmen zur Exportförderung in Osteuropa und Zentralasien dienen können.

Die Expertinnen und Experten betonten, dass es für den Export landwirtschaftlicher Erzeugnisse und Lebensmittel in neue, ausländische Zielmärkte einer gründlichen Analyse der Anforderungen und Präferenzen der Verbraucherinnen und Verbraucher in den Exportmärkten bedarf. Ebenso sei es nötig, Prüf- und Zertifizierungsverfahren auszubauen, um die Qualität der Produkte zu gewährleisten. Für unerlässlich halten sie darüber hinaus eine aktive Positionierung nationaler Produkte im Ausland, z. B. durch Messen oder die Entwicklung positiver Länderimages und Marken. Viele Länder verfügen zudem über spezialisierte Agenturen zur Exportförderung, die den privaten Sektor entscheidend bei Exportaktivitäten unterstützen. In Lateinamerika sind das beispielsweise ApexBrasil und ProChile. Auch die Bedeutung der Handelsmissionen wurde hervorgehoben. Mit ihren Agrarattachés und Vertreterinnen und Vertretern spielen sie eine entscheidende Rolle beim Aufbau von Handelsbeziehungen und zur Lösung von Handelsfragen.

Dariusz Gozsczyński, Stellvertretender Direktor der Abteilung Agrarmärkte im polnischen Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, erläuterte erfolgreiche Kampagnen der Exportförderung in Polen. Mit dem Aufbau eines positiven Images für polnische Agrarprodukte, Maßnahmen der Qualitätskontrolle und Marketingaktivitäten konnten ein Interesse an traditionellen polnischen Produkten geweckt und neue Nischen für den Export geschaffen werden. Ähnlich erfolgreiche Ansätze wurden auch aus Estland präsentiert.

In den GUS-Staaten sind Maßnahmen zur Exportförderung, von denen die Landwirtschaft und die Lebensmittelindustrie profitieren würden, noch im Aufbau. Dmitry Bulatov, Präsident der National Union of Food Exporters in Russland, erklärte, dass ein Gesetz zur Förderung des Exports und weitere Vorhaben seitens der Regierung in Vorbereitung seien. Ähnlich ist die Situation auch in Kirgisistan. Die Regierung dort hat einen Exportförderungsplan für den Zeitraum 2015-2017 verabschiedet. Eine Reihe von Ländern, darunter Kirgisistan und Moldawien, haben festgelegt, in welchen Exportmärkten prioritär Werbemaßnahmen und andere Exportfördermaßnahmen umgesetzt werden sollen. Zu den Herausforderungen bei der Entwicklung von Maßnahmen zur Agrarexportförderung zählten die Teilnehmenden einen Mangel an Expertise in der Lebensmittelerzeugung und die Notwendigkeit gesundheits- und pflanzenschutzrechtliche Systeme auszubauen sowie Zertifizierungen zu entwickeln, die helfen, Zugänge auf Exportmärkten zu erleichtern. Prioritär schätzten die Expertinnen und Experten auch Maßnahmen zur Erleichterung des Handels ein. Insbesondere wurden hier die Vereinfachung von Zollverfahren und des Grenzverkehrs benannt.

Insgesamt präsentierten 32 Expertinnen und Experten aus 18 Nationen ihre Erfahrungen und Erkenntnisse beim "Expert Round Table". Unter den Teilnehmenden waren Vertreterinnen und Vertreter aus der FAO-Zentrale und dem FAO-Regionalbüro für Europa und Zentralasien, aus dem IAMO, aus Landwirtschafts- und Wirtschaftsministerien, aus Exportverbänden und wissenschaftlichen Institutionen in Armenien, Aserbaidschan, Brasilien, Chile, Estland, Georgien, Kasachstan, Kirgisistan, Moldawien, Polen, Russland, Serbien, Tadschikistan und der Ukraine. "Die Expertenrunde war fruchtbar und effektiv. Die Teilnehmenden konnten neue Erkenntnisse zur Exportförderung in Lateinamerika, Osteuropa und Zentralasien beitragen und mitnehmen. Sie direkt miteinander ins Gespräch zu bringen, hat neue Perspektiven im Hinblick auf erfolgreiche Maßnahmen zur Exportförderung von Agrarprodukten eröffnet und wird auch zukünftig den Wissens- und Erfahrungsaustausch befördern", resümierte IAMO-Wissenschaftler Ivan Djuric, einer der Hauptorganisatoren, nach der Veranstaltung.

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Weitere Informationen

Die Präsentationen der Veranstaltung stehen zum Download zur Verfügung.

Über das IAMO

Das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) widmet sich der Analyse von wirtschaftlichen, sozialen und politischen Veränderungsprozessen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie in den ländlichen Räumen. Sein Untersuchungsgebiet erstreckt sich von der sich erweiternden EU über die Transformationsregionen Mittel-, Ost- und Südosteuropas bis nach Zentral- und Ostasien. Das IAMO leistet dabei einen Beitrag zum besseren Verständnis des institutionellen, strukturellen und technologischen Wandels. Darüber hinaus untersucht es die daraus resultierenden Auswirkungen auf den Agrar- und Ernährungssektor sowie die Lebensumstände der ländlichen Bevölkerung. Für deren Bewältigung werden Strategien und Optionen für Unternehmen, Agrarmärkte und Politik abgeleitet und analysiert. Seit seiner Gründung im Jahr 1994 gehört das IAMO als außeruniversitäre Forschungseinrichtung der Leibniz-Gemeinschaft an.

Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO)
Theodor-Lieser-Straße 2
06120 Halle (Saale)
www.iamo.de
IAMO auf Facebook: www.facebook.com/iamoLeibniz
IAMO twittert unter: https://twitter.com/iamoLeibniz


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Dr. Ivan Duric

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Wissenschaftlicher Mitarbeiter
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