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Politikempfehlungen für Ernährungssicherheit und eine lebenswerte Zukunft im neuen Policy Brief

Um die globale Ernährungssicherheit zu gewährleisten, sollten pflanzenbasierte Ernährungsweisen gefördert und die Produktion und Verbrauch tierischer Lebensmittel reduziert werden – schlagen Wissenschaftler:innen vor.

Unter dem Motto "Zukunft Pflanzen, Nahrung Sichern #Ährensache" schlagen Wissenschaftler:innen – darunter auch IAMO-Wissenschaftler Daniel Müller – in einem neuen Policy Brief konkrete politische Maßnahmen zur nachhaltigen globalen Ernährungssicherung vor.

Das globale Ernährungssystem ist in der Krise. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat einen starken Preisanstieg für Lebensmittel, Düngemittel und Treibstoff ausgelöst und damit eine Verschlechterung der Ernährungssicherheit insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Gleichzeitig bedrohen Dürren und Extremwetterereignisse die Ernten weltweit. Mangel- und Fehlernährung existieren in zunehmendem Maße nebeneinander und kosten – ebenso wie die Folgen der globalen Umweltzerstörung – viele Menschenleben.

Derzeit fokussiert sich die politische Diskussion vor allem auf den Anpassungsbedarf der Produktionsseite. Eine Kombination mit Anpassungen der Konsumseite ist jedoch unerlässlich, um Produzent:innen zu entlasten und die diversen Krisen gemeinsam anzugehen. Insbesondere die deutliche Reduktion von Konsum und Produktion tierischer Lebensmittel ist ein zentraler Hebel, um das globale Ernährungssystem resilienter, fairer und nachhaltiger zu gestalten. Im Policy Brief weisen die Forschenden auf die Dringlichkeit entsprechender politischer Maßnahmen hin und schlagen folgende drei konkrete Maßnahmen für eine Ernährungswende vor:

1. Einrichtung eines Transformationsfonds für die Umstellung

Dieser Fonds sollte insbesondere gezielt Landwirt:innen bei der Umstellung hin zu einer verstärkten Produktion gesunder pflanzlicher Lebensmittel (insbesondere von Hülsenfrüchten, Obst und Gemüse) sowie dem Umbau zu einer Tierhaltung mit höheren Tierwohlstandards und geringeren Tierzahlen unterstützen. Außerdem soll dadurch eine nachhaltige und gesunde Ernährung in der Außer-Haus-Verpflegung (z.B. in Kitas, Schulen, Krankenhäusern und Betriebskantinen) gefördert werden.

2. Etablierung wirkungsvoller Entlastungspaketen und Lenkungsabgaben

Verbraucher:innen sollten aufgrund der hohen Inflation gezielt entlastet werden, um den Konsum in Richtung einer gesunden und verstärkt pflanzenbasierten Ernährung auszurichten. Insbesondere wird die zeitnahe Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte vorgeschlagen. Zeitnah sollte außerdem eine Tierwohlabgabe eingeführt werden.

Mittelfristig bedarf es weiterer Lenkungsabgaben, damit Preise nicht nur direkte Produktionskosten, sondern auch indirekt verursachte Umweltschäden widerspiegeln. Lenkungsabgaben sollen so einen fairen Wettbewerb erlauben, bei dem nachhaltig wirtschaftende Betriebe und Produkte keinen Wettbewerbsnachteil haben. Als ersten Schritt wird die Einführung einer Stickstoffüberschussabgabe empfohlen.

3. Aufbau zukunftsweisender Institutionen zur Transformation des Ernährungssystems

Die Politik sollte das Ernährungssystem entlang der gesamten Wertschöpfungskette in einer umfassenden Ernährungssystempolitik – also einer kohärenten Agrar-, Ernährungs-, Gesundheits-, Umwelt-, Wirtschafts- und Entwicklungspolitik – einbeziehen, um Zielkonflikte, Polarisierung und politischen Stillstand zu minimieren. Insbesondere die dauerhafte Etablierung einer Zukunftskommission Ernährung und Landwirtschaft sowie die Kompetenzerweiterung des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) zum verbindlichen Monitoring des Transformationsprozesses wird empfohlen.

Weblink zu dem vollständigen Policy Brief:  https://zenodo.org/record/7038961#.YxWtBLTP23A


Kontakt

Prof. Dr. Daniel Müller

Prof. Dr. Daniel Müller

Stellvertretender Leiter der Abteilung Strukturwandel
Ombudsperson für Gute Wissenschaftliche Praxis
Zimmer: 239

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