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IAMO Forum 2019: Interview mit Plenarrednerin Sophia Davidova

In Kürze beginnt das IAMO Forum 2019. Die internationale Konferenz widmet sich in diesem Jahr landwirtschaftlichen Kleinbetrieben. Das IAMO hat im Vorfeld Interviews mit einigen Plenarrednern geführt und sie zu den besonderen Herausforderungen kleiner Höfe befragt. Dieses Mal im Gespräch: Prof. Sophia Davidova von der University of Kent, England.

Frau Prof. Davidova, würden Sie sagen, dass die kleinbäuerliche Landwirtschaft in den mittel- und osteuropäischen Ländern heute eine besonders dominierende Rolle spielt? Wenn ja, in welchen Ländern?

Die mittel- und osteuropäischen Länder repräsentieren eine Vielzahl regionaler Kontexte, haben unterschiedliche Wege der strukturellen Anpassung der Landwirtschaft beschritten und sind in unterschiedlichem Maße von kleinbäuerlicher Landwirtschaft abhängig. Daher ist die Bedeutung der kleinen Betriebe von Land zu Land unterschiedlich. Die Kleinbetriebe dominieren häufig zahlenmäßig, aber definitiv nicht hinsichtlich der landwirtschaftlichen Produktion. Die kleinen Betriebe erfüllen auf Haushaltseben eine wichtige Funktion für die Ernährungssicherung. Dies gilt insbesondere für die ärmeren Länder Mittel- und Osteuropas wie Bulgarien und Rumänien, die traditionelle Landschaften mit kleinen Feldern erhalten. Demnach trägt die Bedeutung kleiner landwirtschaftlicher Betriebe hauptsächlich sozialen und in gewissem Maß ökologischen Charakter.   

Gibt es Belege dafür, dass kleine landwirtschaftliche Betriebe besonders aktiv in diesen Ländern in bestimmten Sektoren sind?

Kleine landwirtschaftliche Betriebe sind vor allem Mischbetriebe, die Ackerbau mit etwas Viehwirtschaft  kombinieren. Sie können rentabel bei einem hochwertigen Ertrag sein, z.B. bei Beerenobst und Gemüse, wo selbst die Produktion in kleinem Maßstab erhebliche Einnahmen erzielen könnte.

Welche landwirtschaftlichen Betriebe würden in diesen Sektoren als klein betrachtet werden?

In Europa besteht ein breiter Konsens darüber, dass es sich bei kleinen landwirtschaftlichen Betrieben um Betriebe handelt, die auf einer landwirtschaftlichen Fläche von 5 Hektar oder weniger tätig sind. In Bezug auf die wirtschaftliche Größe, weisen normalerweise sehr kleine Betriebe eine Standardertrag von weniger als 2.000 Euro und kleine Betriebe von weniger als 5.000 Euro auf. Dennoch kommt es auf die Spezialisierung an. Es gibt landwirtschaftliche Betriebe, die bezogen auf die landwirtschaftliche Fläche klein sind, aber eine wesentlich größere wirtschaftliche Größe haben, z.B. bei der Weinherstellung oder bei den bereits oben erwähnten Produktionsrichtungen wie Beerenobst und Gemüse.

Was sind Ihrer Meinung nach die drei wichtigsten Herausforderungen für die Entwicklung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft in Mittel- und Osteuropa?

Ich denke, die drei wichtigsten Herausforderungen für die Entwicklung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft sind der technologische Wandel, das Marktversagen auf Faktormärkten  und die ungleiche Position in der Wertschöpfungskette. Ebenso sind viele Probleme landwirtschaftlicher Betriebe auf den Entwicklungsrückstand des ländlichen Raumes zurückzuführen.

Wie sollte in dieser Hinsicht die Agrarpolitik in der Region weiter angepasst werden, um diesen Herausforderungen zu begegnen? Was sollte priorisiert werden?

In vielen Ländern der Region sind kleine landwirtschaftliche Betriebe nach wie vor die vorherrschende Betriebsstruktur und ein Schlüssel zur Erhaltung der ländlichen Strukturen. Ansätze, die für kleine landwirtschaftliche Betriebe angemessen sein könnten, bestehen in der Unterstützung des Kapazitätsaufbaus und der Beratung von Kleinbauern, der Förderung verschiedener Arten der Zusammenarbeit zwischen Kleinbauern zum Ausgleich ihrer geringen Größe und der Stärkung ihrer Position in der Wertschöpfungskette sowie der Umsetzung vereinfachter und angepasster Maßnahmenpakete.

Vielen Dank, Prof. Davidova für diese interessanten Fakten. Bis bald in Halle!


Kontakt

Prof. Dr. Thomas Herzfeld

Prof. Dr. Thomas Herzfeld

Direktor des IAMO
Leiter der Abteilung Agrarpolitik
Zimmer: 117

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