Hilfsnavigation

Zur Navigation - Zum Inhalt

| PM 15/2012

Armut in Chinas ländlichen Räumen: temporär oder chronisch?

Ergebnisse der Studie zur Persistenz von Armut im IAMO Policy Brief 8

Seit Beginn der ökonomischen Reformen Ende der 1970er Jahre hat sich die Anzahl der Armen in China erheblich reduziert. Dennoch sind nach Angaben der Weltbank immer noch ca. 170 Millionen Menschen in dieser Region von Armut betroffen. Die Bekämpfung von Armut kann sicherlich als eines der wichtigsten Ziele gesellschaftspolitischer Agenden angesehen werde. Im aktuellen Policy Brief befassen sich die IAMO-Direktoren Thomas Glauben und Thomas Herzfeld sowie die Wissenschaftler Scott Rozelle (Standford Universität, USA) und Xiaobing Wang (Chinesisches Zentrum für Agrarpolitik, Peking; Akademie der Wissenschaften) mit den Fragen, ob Armut in Chinas ländlichen Regionen eher temporärer oder chronischer Natur ist und welche Faktoren Armut eher begünstigen oder entgegenwirken.

Trotz der erfreulichen Gesamtentwicklung, dass in der Volksrepublik China der Anteil an Armen von ursprünglich über 80 auf 13 Prozent der Bevölkerung im Jahr 2008 zurückgegangen ist, bestehen innerhalb des Landes große regionale Unterschiede. Insbesondere zwischen Land und Stadt sowie den westlichen und östlichen Provinzen ist ein enormes Armutsgefälle zu beobachten. Während die Armutsrate in den Städten schon seit einem Jahrzehnt unter 1 Prozent liegt, sind durchschnittlich etwa 15 Prozent der ländlichen Bevölkerung arm. Die ländliche Armutsrate in den westlichen Provinzen Chinas ist mit knapp 30 Prozent deutlich ausgeprägter als in den boomenden Küstenregionen im Südosten, wo rund 7 Prozent der Bevölkerung auf dem Land von weniger als einem Dollar pro Tag leben müssen.

Verschiedene Aspekte, wie beispielsweise Ursachen, Folgen und Strategien der Bekämpfung von Armut sowie die geeignete Messung des Ausmaßes, werden in der gesellschaftspolitischen Debatte kontrovers diskutiert. Dabei werden jedoch bedeutende dynamische Gesichtspunkte, ob unterschiedliche Individuen nur zeitweise arm sind oder immer dieselben Menschen über einen längeren Zeitraum von Armut betroffen sind, zumeist vernachlässigt. Der Beitrag im Policy Brief 8 gibt dazu die Ergebnisse einer Studie zur Persistenz von Armut landwirtschaftlicher Haushalte in den sehr unterschiedlichen chinesischen Provinzen Zhejiang, Hubei und Yunnan wieder.

Im Rahmen der Untersuchung haben die Wissenschaftler des IAMO festgestellt, dass im ländlichen Raum der betrachteten drei Provinzen weniger permanente und eher temporäre Armut herrscht. Die temporäre Natur der Armut lässt darauf schließen, dass diese die Folge kurzfristiger Einkommensschwankungen ist. Demnach sind Maßnahmen vorteilhaft, die diesen Schwankungen entgegenwirken und einen intertemporalen Ausgleich der Einkommen begünstigen. Größere Familien in dünn besiedelten stadtfernen Regionen, wo zudem noch eine vergleichsweise hohe Arbeitslosigkeit herrscht, sind eher von dauerhafter Armut betroffen. Sind Menschen permanent arm, dann sind Sozialpolitiken oder auch langfristig ausgerichtete Arbeitsmarktprogramme zur Armutsreduktion geeignet. Insgesamt scheint Bildung dauerhafte Armut zu vermeiden und somit kann der Ausbau von Bildungsmöglichkeiten nach wie vor einen Hauptansatzpunkt zur Armutsbekämpfung darstellen.

Der ausführliche Beitrag des IAMO Policy Briefs 8 kann hier eingesehen werden.

In der Publikationsreihe IAMO Policy Brief werden in loser Folge gesellschaftlich relevante Forschungsergebnisse des Leibniz-Instituts für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO) kurz und allgemeinverständlich aufbereitet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zielgruppe sind insbesondere Entscheidungsträger der Politik, Medienvertreter und die breite Öffentlichkeit.

Text: 3.786 Zeichen (mit Leerzeichen)

Über das IAMO

Das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) widmet sich der Analyse von wirtschaftlichen, sozialen und politischen Veränderungsprozessen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie in den ländlichen Räumen. Sein Untersuchungsgebiet erstreckt sich von der sich erweiternden EU über die Transformationsregionen Mittel-, Ost- und Südosteuropas bis nach Zentral- und Ostasien. Das IAMO leistet dabei einen Beitrag zum besseren Verständnis des institutionellen, strukturellen und technologischen Wandels. Darüber hinaus untersucht es die daraus resultierenden Auswirkungen auf den Agrar- und Ernährungssektor sowie die Lebensumstände der ländlichen Bevölkerung. Für deren Bewältigung werden Strategien und Optionen für Unternehmen, Agrarmärkte und Politik abgeleitet und analysiert. Seit seiner Gründung im Jahr 1994 gehört das IAMO als außeruniversitäre Forschungseinrichtung der Leibniz-Gemeinschaft an.

Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO)
Theodor-Lieser-Straße 2
06120 Halle (Saale)
www.iamo.de
IAMO auf Facebook: www.facebook.com/iamoLeibniz
IAMO twittert unter: https://twitter.com/iamoLeibniz


Kontakt

Daniela Schimming

Daniela Schimming

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Zimmer: 211

zum Profil