Die für den Zusammenhang von Recht und Familie zentralen Arbeiten des französischen Historikers der Annales-Schule, Bernard Derouet, werden mit dieser Übersetzung fünf ausgewählter Beiträge nutzbar gemacht. Derouets Herangehensweise an das Thema Landeigentum folgt dabei nicht englisch-amerikanischen Begrifflichkeiten und Denktraditionen, die sonst häufig sowohl die sozial- als auch die wirtschaftshistorische Diskussion beherrschen. Im Mittelpunkt stehen bei Derouet vielmehr die vielfältigen regionalen Formen des Transfers an Land zur Sicherung der sozialen Reproduktion bäuerlicher Familien in Frankreich ca. 1400-1900. Recht erscheint dabei nicht als von außen den bäuerlichen Gemeinschaften quasi von oben gesetzte Determinante sozialer Praxis, zugleich aber auch nicht als präskriptive Norm, gegen die widerständig oder deviant Lösungen ausgehandelt worden wären, sondern als zivilrechtliche Sprache, in die familiale Praxis zu „übersetzen“ war. Die zusehends national einheitliche Rechtsprechung passte sich so den Notwendigkeiten und Bedürfnissen der regional sehr unterschiedlichen bäuerlichen Gesellschaften und Ökonomien an und nicht umgekehrt. Markt, Privateigentum und Familienstrategien ergänzten sich dabei ohne in einem antagonistischen Gegensatz zueinander zu stehen, wie häufig behauptet. Ein konstruierter Gegensatz von bäuerlicher moralischer Ökonomie contra bürgerlich-kapitalistischer Profitlogik geht an den komplexen Realitäten des französischen Ancien Régime schlichtweg vorbei. Eine Einleitung von Michael Kopsidis ordnet die Argumente Derouets in die aktuelle entwicklungs- und institutionenökonomische Diskussion ein.
Das Buch ist als gedruckte Version erschienen und als Open Access Publikation online zugänglich.